Zypern und Griechenland: neues Geldsystem statt Herumdoktern am Alten

Vergleicht man unsere Wirtschaft mit einem Computer, dann brauchen beide ab einer gewissen Komplexitätsstufe ein Betriebssystem, um weiterhin steuerbar zu bleiben. In der Wirtschaft ist dieses Betriebssystem das Geldsystem. Und wie sich zur Zeit allenthalben zeigt, aktuell am Beispiel Zypern, funktioniert es nicht besonders gut.


Schaut man weiter in die Vergangenheit, dann drängt sich die Ähnlichkeit des vorherrschenden Geldsystems mit Microsoft Windows auf: Zu Beginn funktioniert es ziemlich gut und reibungslos. Je länger es jedoch im Einsatz ist, umso öfter zeigen sich Probleme. Und irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem gar nichts mehr geht und das System neu installiert werden muss.

Unser Geldsystem wurde zuletzt 1944 in Bretton Woods neu installiert. Da war der 2. Weltkrieg noch in vollem Gange, und das ist kein Zufall. Denn historisch ging der Neuinstallation des Geldsystems fast immer ein Krieg voraus, der in gigantischem Ausmaß (nicht nur wirtschaftliche) Werte vernichtete. Ähnlich wie bei Windows wurde das Geldsystem durch die Neuinstallation allerdings nicht besser, sondern der Schlamassel ging mit leichten Variationen von vorne los.

Inzwischen habe ich erkannt, dass auch das Problem des Zinses an einer anderen Stelle liegt als Dirk Müller und die Vertreter von Fließendem Geld es vermuten. Die Illusionen rund um das Geld sind zahlreich...

Weil Dirk Müller es immer wieder einfach brilliant auf den Punkt bringt, lasse ich ihn sprechen:

Der Zusammenbruch ist also in unser bestehendes Geldsystem von vornherein eingebaut und lässt sich innerhalb dieses Systems gar nicht vermeiden. Wir brauchen deshalb ein ganz anderes Betriebssystem bzw. Geldsystem. Und dafür gehen zwei Ansätze Hand in Hand.

Der erste, das Fließende Geld, befasst sich mit dem Problem des Zinseszinses und will diesen umkehren, indem auf sämtliches Geld eine Gebühr fällig wird, die so genannte Umlaufsicherungsgebühr. Das kehrt die bekannten Effekte des bisherigen Geldsystems um, so werden z.B. langfristige Investitionen lohnender als kurzfristige, Einkommen lässt sich nur noch aus Arbeit erzielen uvm.

Konkret für die Sanierung Griechenlands und darüber hinaus des Eurosystems hat Wolfgang Berger den ausführlichen Artikel Griechenland mit fließendem Geld sanieren und den Euro als fließendes Geld retten? verfasst. Darin erfahren Sie alle Grundlagen des Fließenden Geldes und wie es sich in der Praxis umsetzen lässt. Ebenfalls empfehlenswert ist das Interview mit Wolfgang Berger über Fließendes Geld (54 Minuten).

In Leipzig trifft sich jeden ersten Donnerstag im Monat der Stammtisch Lust auf Neues Geld, deutschlandweit entstehen immer mehr solche Stammtische. Eine Übersicht erhalten Sie auf der Webseite Lust auf Neues Geld, wo auch viele Hintergrundinformationen zum Thema Geld versammelt sind.

Das Konzept des Vollgeldes habe ich dank Dr. Renée Menéndez als Murks erkannt: Vollgeld ist voll daneben! Es resultiert aus der falschen Behauptung, private Geschäftsbanken könnten Geld emittieren. Richtig ist vielmehr, dass sie nur Forderungen auf Geld in ihre Konten buchen können.

Der zweite Haupt-Konstruktionsfehler unseres Geldsystems neben dem Zinseszins ist die Tatsache, dass der Löwenanteil der Geldschöpfung durch private Geschäftsbanken geschieht. Das spricht Dirk Müller auch schon an, ich betone es noch ein zweites Mal: Wenn eine Bank einem Kunden einen Kredit gewährt, erzeugt sie einfach durch einen Buchungssatz die entsprechende Summe Geld. Genau genommen zwar nur einen Anspruch auf (Zentralbank-) Geld, da jedoch Bankguthaben heutzutage exakt so gehandhabt werden wie tatsächliches Geld, kommt sich das in der Praxis gleich.

Um mit diesem Wahnsinn aufzuräumen, hat sich in Deutschland die Monetative gegründet. Der Name deutet schon darauf hin, dass es hier um nicht weniger geht als darum, das Geldsystem unter demokratische Kontrolle zu bringen. Faktisch bestimmt es ja heute schon vielfach mehr über unser (Zusammen-) Leben als die klassischen Gewalten der Demokratie, die Legislative, Judikative und Exekutive. Dabei soll doch Wirtschaft, und damit auch ihr Betriebssystem, das Geldsystem, den Menschen dienen und nicht umgekehrt.

Aus diesem Grund schlägt die Monetative vor, unter dem Namen Vollgeld (übrigens ein Konzept des Hallenser Professors Joseph Huber) den Geschäftsbanken das Privileg der Geldschöpfung zu entziehen, so dass sie fortan nur noch das Geld der Sparer weiterverleihen können. Dieses Märchen wird uns ja in der Schule und anderswo erzählt, dass Banken das heute täten. Wie schon erwähnt, ist die Wirklichkeit davon sehr, sehr weit entfernt.

Weil unser Geldsystem im Moment an dem Punkt ist, dass es nicht mehr weitergeht, stehen die Chancen für einen Systemwechsel gerade ausgesprochen gut. Deshalb lade ich Sie vor allem ein, meinen Beitrag und die verlinkten Seiten weiter zu verbreiten und sich damit zu beschäftigen. Denn wie Otto Scharmer ganz richtig feststellt, ist die aktuelle Krise vor allem eine Krise des Bewusstseins.