Auch Nicht-Programmierern nützt Freie und Open Source Software

Die Idee von Freier und Open Source Software ist, dass – zumindest theoretisch – jeder im Quelltext des Programms lesen kann, wie es funktioniert, und darüber hinaus dann auch Fehler beheben und Funktionen hinzufügen. Das setzt natürlich voraus, dass Sie 1. programmieren können und 2. auch die jeweilige Programmiersprache beherrschen, in der das Programm geschrieben ist. Doch Sie haben auch als Nicht-Programmierer Vorteile von freier Software, und Sie können sogar die Weiterentwicklung von Open Source-Programmen unterstützen.


Diese Unterstützung setzt in den meisten Fällen englische Sprachkenntnisse voraus. Ausnahmen bilden lediglich Softwareprojekte, die schwerpunktmäßig im deutschsprachigen Raum entwickelt und eingesetzt werden. Der Großteil der Kommunikation in Open Source-Projekten läuft jedoch auf englisch ab.

Eine Möglichkeit, wie Sie gleichzeitig ein Open Source-Projekt unterstützen und von der Entwicklergemeinschaft profitieren können, ist ganz simpel: Sie melden einen Programmfehler (Bug). Dazu betreiben nahezu alle (größeren) Projekte einen so genannten Bugtracker. Dies ist ein web-basiertes System zur Verwaltung von Programmfehlern. Irgendjemand entdeckt und meldet einen solchen, daraufhin erklären sich einer oder mehrere Programmierer für die Behebung dieses Fehlers zuständig, bis er schließlich in einer späteren Version des Programms behoben ist.

Zwischenzeitlich wird oft schon ein Patch oder ein so genannter Workaround veröffentlicht, das meint einen Trick, mit dem man bis zur offiziellen Fehlerbehebung das falsche Programmverhalten umgehen kann. Wer programmieren kann, hängt an seinen Fehlerbericht idealerweise bereits einen funktionierenden Patch an.

Beispiele für Bugtracker bekannter Open Source-Programme sind:

Eine Unzahl von Open Source-Programmen wird über Plattformen wie SourceForge, GitHub oder Google Code entwickelt (Launchpad ist ebenfalls eine solche Plattform, die wesentlich mehr als einen reinen Bugtracker bietet). Diese so genannten Repositories bieten quasi einen Rundumservice für die Entwicklung und Pflege eines Softwareprojekts.

Sprachbegabte machen sich in der Open Source-Szene beliebt, indem sie Programmtexte übersetzen. Auch dafür gibt es verschiedene computergestützte Systeme, entweder online als Web-Anwendung oder als auf dem eigenen Computer zu installierendes Programm (z.B. Virtaal). In den genannten Plattformen wie z.B. Launchpad sind entsprechende Funktionen bereits integriert.

Eine weitere Möglichkeit, sich in die Entwicklung eines Open Source-Projektes einzubringen ist das Schreiben von Dokumentation. Dies geht in vielen Fällen, indem Sie sich einfach beim Wiki des Projektes anmelden. Wenn Sie Wikipedia kennen, wissen Sie damit auch was ein Wiki ist: Ein System, mit dem Sie im WWW sehr einfach Artikel schreiben und überarbeiten können.

Zu guter Letzt ist es immer sinnvoll, sich im Forum eines Programms anzumelden, mit dem Sie viel arbeiten. Dort tauschen sich Anwender des Programms aus, meist sind auch ein paar Programmierer angemeldet, lesen mit und klinken sich in manche Diskussionen mit ein. Ein Forum ist auch der richtige Ort, um Wünsche zur Weiterentwicklung Ihres Lieblingsprogramms einzubringen.

 

Sie sehen, es gibt vielfältige Möglichkeiten, an einem Open Source-Projekt mitzuarbeiten, auch wenn Sie nicht die geringste Ahnung vom Programmieren haben.

Durch das Melden von Bugs haben Sie einen ziemlich direkten eigenen Nutzen, da diese meist schnell behoben werden; nach meiner Erfahrung jedenfalls wesentlich schneller als wenn Sie sich an den Support eines kommerziellen Softwareanbieters wenden.

Von der Offenheit des Quelltextes profitieren Sie auch indirekt: Prinzipiell kann jeder, der die jeweilige Programmiersprache beherrscht, Fehler und Sicherheitslücken im Programm beheben, sobald sie bekannt werden. Es ist eine Form des Peer-Review außerhalb des akademischen Bereichs. Weil der Quelltext öffentlich ist, schauen potentiell wesentlich mehr Menschen dort hinein, als bei Closed-Source-Programmen, deren Quelltext nur im jeweiligen Unternehmen eingesehen werden kann.

Dieses Prinzip hat Eric S. Raymond 1997 in seinem berühmten Essay Die Kathedale und der Basar ausführlich erläutert.

 

In diesem Sinne: Auf ins Getümmel – stürzen Sie sich in den Basar!